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Zum siebten Mal Deutscher Meister

von ESC-Planegg

Es gibt vermutlich aufregendere Orte, um nach einer Meisterschaft ordentlich einen draufzumachen. Bergkamen jedenfalls erwies sich als denkbar ungeeignet für die Eishockeyspielerinnen des ESC Planegg, um eine große Sause zu starten. Aber irgendwann in der Nacht auf Sonntag wurden sie auf der Suche nach einem ansprechenden Domizil für ihre Feier dann doch noch in der westfälischen Provinz fündig.

Lange hielten sie aber nicht durch. Zum einen stand bereits am Sonntagmorgen die zweite Partie gegen die Bären an, zum anderen hatte die erste reichlich Substanz gekostet, auch wenn sie sie schließlich mit 2:0 (0:0, 1:0, 1:0) auf der Habenseite verbucht hatten. „Die haben uns unsere Schwächen aufgezeigt“, sagte Klaus Wüst und sprach von einer ziemlichen Zitterpartie gegen den Tabellenvierten.

Und so brauchte der Präsident des ESC lange, bis aus ihm die Freude über das Meisterstück herausbrach. Über den Triumph am Ende einer harten und schwierigen Saison lag immer noch der Eindruck vom vorangegangenen Wochenende, als es die Pinguine beim 4:5 gegen den ERC Ingolstadt verpasst hatten, vorzeitig den Titel zu sichern.

„Die Skepsis war sehr groß“, so Wüst, der einräumte, dass ihm nach der Pleite gegen den ERC Zweifel an seiner Mannschaft beschlichen hatten. Die waren sicherlich nicht unberechtigt, aber irgendwie muss es Trainer Michael Lehmann in den vergangenen sieben Tagen dann doch geschafft hat, sein Team auf das große Ziel zu fokussieren. Lehmann, der im November für den erkrankten Hans Haider eingesprungen war, verpasste seinem Ensemble das richtige Rezept für die schwierigste Aufgabe der Saison. „Wir haben versucht, aus unseren Fehlern zu lernen.“

Nachdem der ESC den ersten Matchball zur Meisterschaft noch kläglich vergeben hatte, verwandelte er zuverlässig den zweiten. Lehmann hatte mit seinen Spielerinnen vor allem ein konsequenteres Verhalten in der Abwehr eingepaukt, das in Ingolstadt teilweise stark zu wünschen übrig gelassen hatte. Den Pinguinen kam dabei auch zugute, dass die Bären in der Offensive schon seit Jahren schwächeln. „Bergkamen ist nicht Ingolstadt“, stellte der Übungsleiter fest, „sie sind im Abschluss nicht so gefährlich.“

Insofern rückte die Frage in den Mittelpunkt, wann der Bundesliga-Tabellenführer zum ersten Mal die berühmt-berüchtigte stabile Abwehr der Westfalen knacken würde. Die Antwort ließ 31 Minuten auf sich warten, bis Theresa Wagner auf Vorlage von Ronja Jenike endlich den Bann brach. Die Nervosität, die dem Team von Beginn an anzumerken gewesen war, war damit noch nicht verflogen. Erst das 2:0 von Tabea Botthof auf Pass von Tina Evers sorgte in der 43. Minute für die nötige Ruhe. „Danach waren wir überlegen“, so Lehmann.

Das Ergebnis passte schon einmal, doch Wüst machte seinen Damen zur Bedingung, dass auch die Gesamtbilanz nach dem Titelgewinn stimmen sollte. Also rafften sich die verschlafenen Pinguine im zweiten Aufeinandertreffen noch einmal zu einer Energieleistung auf. Einen frühen 0:2-Rückstand aus dem ersten Drittel münzten Franziska Feldmeier, Sophie Kratzer und Julia Zorn im zweiten Durchgang noch in einen 3:2 (0:2, 3:0, 0:0)-Sieg um. „Sieben ist immer eine gute Zahl“, gab sich Wüst dann doch noch versöhnlich. Sein Team dominiert die Liga nicht nur in Sachen errungene Meisterschaften. Keine Mannschaft erzielte in dieser Saison mehr Treffer (147) als der ESC und kassierte weniger (33). Vielleicht findet sich ja irgendwann in München oder dem Würmtal ein adäquates Etablissement, um diese stolze Bilanz nachträglich entsprechend zu würdigen.

Autor:  Christian Heinrich     Bild:  Stephan Zorn

Saison sauber beendet: Die Pinguine und ihr Trainer Michael Lehmann (2.v.r.) feiern den siebten Titel.

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