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Turbulenzen ums Saisonfinale

von ESC-Planegg

DEB ändert Play-off-Modus, rudert nach Protesten der Bundesligisten aber zurück

Am Dienstagnachmittag kehrte dann doch Vernunft ein beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB). Nachdem die Vereine aus der Eishockey-Bundesliga der Frauen etwas energischer als üblich bei Markus Schubert vorstellig geworden waren, nahm der Spielleiter seine Pläne kurzerhand wieder zurück. „Es finden keine Play-off-Platzierungen statt“, teilte er mit. „Das Endturnier bleibt bestehen und findet am 13. und 14. März in Füssen statt.“

Das war die Rolle rückwärts zu dem Vorschlag, den Schubert keine 24 Stunden zuvor unterbreitet hatte: „Absage des Endturniers. Stattdessen werden die Play-offs in dem wie bereits vor der Saison beschlossenen Modus gespielt. Dies gilt auch für die Platzierungsrunde.“ Der Zeitplan hätte vorgesehen, am 13. März mit den Play-offs beziehungsweise der Platzierungsrunde zu beginnen und bis zum Osterwochenende Anfang April die Meisterfrage endgültig zu klären.

Das Vorhaben, die Saison künstlich in die Länge zu ziehen, stieß bei Klaus Wüst auf keine Gegenliebe. „Der DEB macht, was er will“, echauffierte sich der Präsident des ESC Planegg über die Politik des Verbands, die er als „vogelwild“ bezeichnete. In der Tat hatten die Eishockey-Funktionäre den Termin für das Finalturnier Mitte März mit Bedacht gewählt, damit die Nationalspielerinnen ihre Form bis zur Weltmeisterschaft in Kanada konservieren können. In den vergangenen Tagen verdichteten sich jedoch die Anzeichen, dass das Turnier nicht wie geplant am 7. April beginnen, sondern in den Mai verschoben werden soll. „Nun verhält es sich gegensätzlich“, schrieb Schubert in seinem ersten Brief am Montag an die Vereine. „Der Zeitraum, die Pause zwischen dem Endturnier und der anschließenden WM-Vorbereitung vergrößert sich enorm. Die Folgen wären, dass die Spielerinnen früh den Spielrhythmus verlieren und nicht mehr so oft aufs Eis gehen können.“

Schubert, der nur das Wohl der Nationalmannschaft im Blick hatte, scherte sich offenbar kaum um die Folgen für die Bundesliga-Vereine. „Wir hätten 7000 Euro mehr Kosten gehabt“, so Wüst. Die Planungen der Pinguine sehen vor, am 12. März das letzte Mal in Grafing zu trainieren. Wäre es nach der Vorstellung des Verbands gelaufen, hätte der ESC die Eiskosten für weitere drei Wochen übernehmen müssen. Wobei nicht abzusehen gewesen wäre, ob der EHC Klostersee, der den Rekordmeister beherbergt, nicht wie die meisten anderen Bayernligisten Mitte März sein Eis abgetaut hätte.

Keinerlei Gedanken verschwendete der DEB auch an die Situation der Kontingentspielerinnen. „Unsere Amerikanerinnen wären wohl nicht mehr da gewesen“, sagte Wüst. Justine Reyes und Jacyn Reeves wären vor Ostern in die USA zurückgekehrt. Auch bei anderen Vereinen, die von Spielerinnen aus dem Ausland unterstützt werden, hätte das große Improvisieren begonnen. Ganz zu schweigen von den Einheimischen, die nach dem Finalturnier private Verpflichtungen haben.

Wüst sieht in den Planspielen des DEB ein weiteres Indiz für seine These, dass der Verband die Belange der Vereine nicht ernst nimmt. In seinen Augen werden sie zu Instrumenten degradiert, die nur noch dazu da sind, die Nationalspielerinnen mit Wettkampf und Training zu versorgen, damit sie für die internationalen Turniere gerüstet sind. Wüst rät dem Verband, das System Kanadas oder der USA zu kopieren: „Der DEB soll die Nationalspielerinnen in Füssen zusammenziehen. Das bringt mehr, als die Leute im Verein spielen zu lassen.“ Eine Liga, deren Spielmodus während der Saison von den Funktionären willkürlich geändert werden kann, hat ihren sportlichen Wert ohnehin schon längst verloren.

Autor:  Christian Heinrich  Münchner Merkur   12.02.2021

 

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