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„Spielchen mit Corona“ verärgern Pinguine

von ESC-Planegg

EISHOCKEY - Furore im Vorfeld der Bundesliga-Partie zwischen ERC Ingolstadt und ESC Planegg

Die Angelegenheit brannte Günter Byszio gewaltig unter den Nägeln. Keine sechs Stunden nach der 1:6-Pleite in der Dameneishockey-Bundesliga beim ESC Planegg versandte der Teammanager des ERC Ingolstadt kurz nach Mitternacht eine Mail an den Sieger. Byszio forderte eine „schriftlich beglaubigte Dokumentation“ zu einem Corona-Verdachtsfall bei den Pinguinen, ohne jedoch Ross und Reiter zu nennen. „Dem ERC Ingolstadt wurde mitgeteilt, dass zwei ihrer Spielerinnen Kontakt mit einer positiv getesteten Person hatten. Diese Person lebt nach unseren Informationen in häuslicher Gemeinschaft mit den besagten Spielerinnen“, schrieb Byszio lediglich.

Die Bitte des Teamchefs um „eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls“ löste beim ESC leichte Verwunderung aus. Zum einen wurden weder die Namen der Würmtaler Eishockeyspielerinnen noch der an Covid-19 erkrankten Person genannt, zum anderen ist es an einem Sonntag ohnehin unmöglich, die verlangten Dokumente von den Behörden zu erhalten. Michael Lehmann wies das Anliegen aus Ingolstadt zwar nicht generell ab, machte jedoch deutlich, dass der oberbayerische Rivale zu einer solchen Forderung gegenüber den Pinguinen überhaupt nicht befugt sei. „Dürfen wir Sie bitten, dafür die offizielle Anfrage bei den zuständigen Behörden oder beim DEB einzuleiten?“, antwortete der Sportliche Leiter des ESC daher.

Im Gespräch mit dem Münchner Merkur stellt Lehmann noch einmal klar: „Alles, was mit Corona zu tun hat, steht dem Gesundheitsamt beziehungsweise dem Verband zu.“ Ein Grund, die ganze Angelegenheit so groß zu fahren, habe nie bestanden. Die beiden besagten Spielerinnen leben zwar in einer Wohngemeinschaft mit einer Corona-positiven Person zusammen, hatten mit ihr aber zu Zeiten der Infektion keinen Kontakt. Außerdem quartierte der ESC die beiden gleich nach Bekanntwerden des positiven Befunds auswärtig ein. Sowohl am Dienstag als auch am Freitag vor der Partie gegen Ingolstadt wurden beide einem Corona-Test unterzogen, der jeweils negativ ausfiel. Auch für die Person, die die beiden Spielerinnen zum Test brachte, lag ein negativer Befund vor. All das war bereits am Samstag vor dem Spiel bekannt und stellte offenbar für die Panther keinen Grund dar, nicht gegen den deutschen Rekordmeister anzutreten.

Umso erstaunlicher wirkte Byszios Drohung, das Rückspiel am Sonntag „aus Sicherheitsgründen“ abzusagen. „Ich kann es leider nicht verantworten, bei einer unzureichenden Dokumentation des Vorganges unsere Spielerinnen und das gesamte Betreuerteam einer Infektionsgefahr auszusetzen“, so der Ingolstädter Teammanager. Vor der Klatsche im Hinspiel hatte er diese Bedenken noch nicht gehabt.

Damit nicht genug. Als die Pinguine an besagtem Sonntag vor der Arena in Ingolstadt eintrafen, wurde den beiden vermeintlich gefährdenden Spielerinnen der Zutritt zur Halle verwehrt. Diesen Schritt hatte Ingolstadts kommissarischer Abteilungsleiter Jürgen Misslbeck Lehmann bereits in einer Mail angekündigt: „Aus Sicherheitsgründen und aufgrund der fehlenden Dokumentation können wir den betroffenen Spielerinnen den Zugang leider nicht gestatten.“ Lehmann stellte sich stur und bestand darauf, dass entweder der gesamten Mannschaft Einlass gewährt wird oder Planegg unter Protest nicht antreten werde. Nach zehn Minuten lenkte der ERC schließlich ein, und die Begegnung konnte doch noch ordnungsgemäß über die Bühne gebracht werden.

Trotzdem war Lehmann verärgert über das Verhalten des Ligarivalen. „Ich finde es nicht gut, wenn Corona für irgendwelche Spielchen genutzt wird.“ Zu einem Nachspiel kam es bis heute weder beim DEB noch vor den Behörden. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Panther das zweite Spiel gegen den ESC mit 3:2 nach Verlängerung gewannen.

Verlängerung gewannen.

Autor:  Christian Heinrich  Münchner Merkur 18.11.2020

Foto:     Rossmann

 

Die nächsten Spiele:

Samstag, 21.11.2020     17:00  ESC : Köln

Sonntag, 22.11.2020     11:15  ESC : Köln

 

Fast abgesagt: das Duell zwischen dem ERC Ingolstadt und dem ESC Planegg. Julia Zorn (r.). A-Foto: Rossmann

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