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Interview von Tim Sinzenich mit Marion Herrmann, Ligenleiterin der Frauen-Bundesliga

von ESC-Planegg

Frau Herrmann, wie fällt Ihr Fazit der vergangenen Saison aus? Und was hat Sie am meisten überrascht?

 Marion Herrmann: Im letzten Jahr konnten wir mit dem Aufstieg des Frauenteams der DEG in die Bundesliga eine neue Mannschaft in der Liga begrüßen. Mit dem fünften Platz zum Saisonende und mit manchem Sieg gegen Teams wie Bergkamen, Berlin oder Ingolstadt war das Frauenteam aus Düsseldorf die größte Überraschung in der letzten Saison. Wie zu erwarten hatte es der SC Langenhagen aufgrund der Rahmenbedingungen (keine eigene Eishalle, nur eine Trainingseiszeit abends) eine schwere Saison.

Insgesamt ist das Niveau zwischen den Mannschaften – mit wenigen Ausnahmen – gerade im letzten Jahr zusammengewachsen.

 Welche Neuerungen gibt es für die kommende Saison? 

Marion Herrmann: Die wichtigste Neuerung ist sicherlich die Einführung des Playoff-Modus, welcher bei den Männern ja bereits gang und gäbe ist. Bei den anderen Neuerungen handelt es sich eher um Anpassungen an die von der Mitgliederversammlung beschlossenen Änderungen (z.B. Altersstufen). Durch die Terminierung der Euro Hockey Turniere von 2018 bis 2024 seitens der IIHF ist das Länderspielturnier in Füssen weggefallen.

 Wie genau sieht dann der Best-of-three-Modus für die Playoffs und Playdowns aus? Mit Spieltagen auch in der Woche und spielfreien Tagen zwischen jedem Spiel wie in der DEL?

Marion Herrmann: Da die Spielerinnen mit Ausnahme der Sportsoldatinnen in der Regel im Studium oder im Berufsleben stehen und Distanzen von durchschnittlich 450 km zwischen den Vereinen liegen, ist dieser Modus nur am Wochenende umzusetzen. Dabei wird der aus der Hauptrunde besser platzierte Verein jeweils das Doppelwochenende daheim spielen und für ein potentielles drittes Spiel zum Gegner reisen.

 Aus Berichten und den Vereinen ist zu entnehmen, dass die Neuerungen ohne vorherige Information und Einbeziehung der Vereine umgesetzt werden sollen und dass dies eher reserviert aufgenommen worden sei. Wie ist Ihre Sicht der Dinge und welche Vorteile versprechen Sie sich von den Änderungen?

Marion Herrmann: Innerhalb der Vereine gab es hierzu sicherlich unterschiedliche Meinungen und es gab neben den Kritikern natürlich auch Befürworter der Playoffs.

Wir hatten in den letzten Jahren schon mehrfach über die Einführung von Playoffs diskutiert und von meiner Seite kam immer der Hinweis, dass Playoffs für den Sport und die Attraktivität des Fraueneishockeys wichtig seien. Jetzt wollen wir den Schritt gehen. Natürlich hatte ich im Vorfeld zur Ligentagung in Telefonaten und persönlichen Gesprächen mit den Verantwortlichen der Vereine dazu Gespräche geführt. Die Vereine waren sich auf der Ligentagung einig, dass die Playoffs sportlich gesehen wünschenswert sind und auch ich sehe hier den entscheidenden Grund für die Umsetzung.

Schaut man auf die drei Vereine, die ihre Bedenken gegen die Playoffs aus finanziellen Gründen und/oder Eiszeitenengpässen äußerten, so spielen zwei dieser Vereine zusätzlich neben der Frauen-Bundesliga noch in der EWHL (österreichische Liga) mit Spielorten in Bratislava oder Budapest. Hier sehe ich einen Widerspruch zu ihren Begründungen.

Gibt es vor den Playdowns noch mehrere Relegationsrunden der Meister der drei 2. Ligen?* Und wird dafür Sorge getragen, dass die Runden im Gegensatz zur vergangenen Saison erst nach Saisonende aller 2. Ligen terminiert werden?

Marion Herrmann: Dies gestaltet sich auch in der neuen Saison wieder sehr schwierig, da sich der BEV nicht in der Lage sieht, eine eigene Qualifizierungsrunde mit Baden-Württemberg zu organisieren. Dies ist leider sehr bedauerlich.

Für die Entwicklung des Fraueneishockeys auf hohem Niveau ist es aber wichtig, auch Ligen unterhalb der Frauen-Bundesliga mit einem höheren sportlichen Niveau zu haben, um die Mannschaften an das Niveau heranzuführen. Der Sprung von 12 regionalen zu 28 bundesweiten Spielen ist für viele Vereine zu groß. Der Norden ist hier jedoch mit der 2. Liga Nord, einem Verbund aller nördlichen Landesverbände, auf einem guten Niveau.

Leider erfährt das Fraueneishockey noch nicht den Zuspruch, den es eigentlich verdient hätte. Einerseits angesichts des großen Einsatzes, welchen Spielerinnen und Vereine zeigen, andererseits wegen der anderen Spieltechnik und des besseren Spielflusses mit weniger Unterbrechungen. Welche Maßnahmen werden bereits umgesetzt und welche Ideen existieren, mehr Zuschauer für die DFEL zu gewinnen?

Marion Herrmann: Wir als DEB sind sehr bemüht, die Attraktivität fürs Fraueneishockey zu fördern. Mit dem Girls Day und der Aufnahme von weiblichen Kaderspielerinnen im Sterne-Programm haben wir in den letzten Jahren schon die ersten Schritte gemacht.

Auch die Entwicklung der Aufnahme von Frauen-/Mädchenteams in Vereine mit einer gut organisierten Vereinsstruktur (z.B. die Kölner Haie haben drei Frauenmannschaften unter ihrem Dach aufgenommen) helfen, die Attraktivität des Fraueneishockeys zu erhöhen.

Natürlich sind aber auch die Vereine gefordert alle Möglichkeiten zur besseren Vermarktung ihrer Frauen-Mannschaften zu fördern. Social Media ist hier sicherlich ein für alle möglicher Weg, das Interesse bei potentiellen Spielerinnen und Zuschauern zu wecken.

Memmingen hat hier zum Beispiel mit dem Global Girls Game in Verbindung mit dem letzten Meisterschaftsspiel in Memmingen mit 1300 Besuchern in der Saison hervorragende Arbeit geleistet.

Wir danken für das Gespräch und wünschen viel Erfolg für die kommende Saison!

 

* In der Relegation der Vorsaison hätte es bis zu drei Runden für die aufstiegswilligen Vereine gegeben: Zunächst hätten die Meister der Landesliga Bayern und Landesliga-Baden-Württemberg einen Sieger ermittelt. Dieser hätte anschließend gegen den Meister der 2. Liga Nord gespielt. Erst jetzt wäre die eigentliche Relegation mit dem Sieger aus dieser Runde und dem Tabellenletzten der DFEL erfolgt. Alle Runden hätten jeweils aus einem Hin- und Rückspiel bestanden.

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