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Angst vor der Bedeutungslosigkeit

von ESC-Planegg

Bisher ist Michael Lehmann noch nicht mit seinen Nationalspielerinnen zusammengekommen. Zum einen weilt der Trainer des ESC Planegg zurzeit berufsbedingt in Berlin, zum anderen sind die sechs Pinguine, die gemeinsam mit dem Team des Deutschen Eishockey-Bundes an der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang gescheitert sind, erst am Montag aus Japan zurückgekehrt. „Sie sind wohl ein bisschen platt“, sagt Lehmann. Davon geht auch Klaus Wüst aus. „Ich hoffe, dass sie nicht zu geknickt sind und ihre Leistung bringen“, sagt der ESC-Präsident in Hinblick auf den Schlussspurt in der Bundesliga.

Fünf Spiele hat der Tabellenführer noch zu absolvieren. Die können heikel werden, wenn die Leistungsträgerinnen den Blues schieben. Dass das Ausscheiden nicht leicht zu verdauen ist, gibt Julia Zorn unumwunden zu. „Sport kann so hart sein“, sagt der Kapitän der Nationalmannschaft. Nun hat es sie und ihr Team erwischt, das weitere vier Jahre warten muss, bis es wieder die Chance erhält, sich erfolgreich für Olympia zu bewerben. Was das heißt, ist momentan nicht absehbar. Aber es käme nicht überraschend, wenn auch bei den DEB-Damen die üblichen Mechanismen greifen, die eintreten, wenn eine Sportart innerhalb der nationalen olympischen Familie an Bedeutung verliert. „Ich nehme an, dass sie nicht mehr so viele Kohle kriegen“, vermutet Wüst. Zwar hat DEB-Vize-Präsident Marc Hindelang noch in Japan diensteifrig versichert, dass das deutsche Fraueneishockey „weitere Unterstützung“ verdient hat, aber man darf gespannt sein, ob diesen Worten auch Taten folgen. Das wird sich allein schon daran zeigen, wie viel Sportförderplätze die Bundeswehr für die Spielerinnen in Zukunft bereitstellt. Dem Team wäre es zu wünschen, dass die erfolgreiche Aufbauarbeit der vergangenen drei Jahre ungebrochen fortgeführt wird. „Ich weiß, dass in dieser Mannschaft viel Potenzial steckt“, so Zorn.

Diese Einschätzung erhält Nahrung durch die Ergebnisse, die die DEB-Auswahl beim Nations-Cup in Füssen erzielen konnte. Zwar bleibt Deutschland weiterhin Lichtjahre von den USA und Kanada entfernt. Auch sind die Russinnen mittlerweile enteilt. Aber das DEB-Team befindet sich auf Augenhöhe mit den Arrivierten wie Schweden oder der Schweiz oder den aufstrebenden Nationen wie Tschechien oder Japan. „Man darf jetzt nicht alles schlecht reden“, sagt Lehmann. „Man wusste, dass es schwer wird.“ Bedenkliche Dimensionen würde für ihn die Situation erst dann annehmen, wenn bei der Weltmeisterschaft im März noch der Abstieg aus der Top-Division hinzukäme. Perspektivisch betrachtet, geht er jedoch davon aus, dass es die Vereine in den nächsten Jahren zu spüren bekommen, wenn die Nationalmannschaft in Pyeongchang nicht um die Medaillen mitspielt. „Der Nachwuchs wird nicht kommen“, befürchtet der Übungsleiter, weil den DEB-Frauen 2018 die Möglichkeit fehlt, bei Olympia Werbung in eigener Sache zu betreiben.

Autor: Christian Heinrich   MM 16.02.2017

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