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Abflug nach einer tollen Saison

von ESC-Planegg

Reeves kehrt zurück in die USA, Reyes könnte Jahr beim ESC Planegg anhängen

Zehn Minuten verblieben noch auf der Uhr, als sich Michael Lehmann langsam Sorgen machte, ob Jacyn Reeves das Finale bis zum Ende durchhalten würde. „Sie hat alles rausgepowert“, stellt der Sportliche Leiter des ESC Planegg klar. In seinen Worten schwingt große Bewunderung und Wertschätzung für die Amerikanerin mit, die nicht nur im Endspiel um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft gegen die Eisbären Juniors Berlin Maßstäbe setzte und dafür vollkommen zurecht zur besten Spielerin ihres Teams gewählt wurde. „Noch nie hatten wir einen Import, der dermaßen viel gelaufen ist“, lobt Lehmann die 23-Jährige aus Holmen in Wisconsin.

Die wahre Leistung der Stürmerin geben die Statistiken unzureichend wieder. In dieser Bundesliga-Saison landete sie in der Scorerliste nur auf dem siebten Platz mit sieben Toren und 13 Vorlagen. Ihr wahrer Wert für die Mannschaft drückt sich nicht in Zahlen aus, sondern in der Leidenschaft, mit der sie ihren Job erledigt. Glänzte Julia Zorn beim Final-Four-Turnier in Füssen mit fast schon kaiserlicher Übersicht und versetzte Justine Reyes die Zuschauer mit fast schon akrobatischen Bewegungen in Verzückung, lieferte Reeves die unbezahlbare und schwer zu erkennende Arbeit im Hintergrund ab. Sie führte die Zweikämpfe, stopfte die Löcher und fütterte ihre beiden Kolleginnen aus der ersten Reihe mit Vorlagen.

„Sie wäre am liebsten für den Titel gestorben“, sagt Lehmann überspitzt. Zum Glück ließ es sich vermeiden, dass Reeves das Zeitliche segnete. Stattdessen machte sie sich unsterblich mit ihrem Tor zum 2:0 im Endspiel. In Unterzahl holte sich die Angreiferin die Scheibe und versenkte sie trocken im Kasten der Eisbären. „Sie hat sich mit einem überragenden Spiel belohnt“, lobt Lehmann die Amerikanerin. Für die ehemalige Studentin der Familienwissenschaft war es der letzte sportliche Eindruck, den sie in Bayern hinterließ. Bereits am heutigen Donnerstag kehrt sie in ihre Heimat nach Wisconsin zurück. Eine erneute Saison bei den Pinguinen schließt sie aus.

Während Reeves ihren Abschied schon verkündete, ist noch offen, ob Justine Reyes ein weiteres Jahr an ihr Engagement beim ESC Planegg dranhängt. Es wäre ein absolutes Novum. In all den Jahren blieben die Nordamerikanerinnen nie länger als eine Saison im Würmtal. Reeves und Reyes waren im Vorjahr die ersten Importspielerinnen, die ihren Vertrag verlängerten, obwohl dies zu Zeiten einer Pandemie alles andere als selbstverständlich war. Reyes könnte noch einen draufsetzen, würde sie einen weiteren Winter in Bayern verbringen.

Wenn nicht, wird es schwierig für den ESC, annähernd gleichwertigen Ersatz für sie zu finden. In den abgelaufenen 24 Saisonspielen traf keine Spielerin so oft in die Maschen wie die 24-Jährige aus Kalifornien. 25 Treffer stehen für die Angreiferin zu Buche, darüber hinaus 15 Assists. Beim Finalturnier in Füssen stockte sie ihre Bilanz mit je einem Treffer im Halbfinale gegen den ECDC Memmingen und im Endspiel gegen Berlin auf. „Wenn wir sie gebraucht haben, war sie immer da“, sagt Lehmann dankend. Reyes verdiente sich nicht nur für ihre Effektivität, sondern auch für künstlerische Darbietungen die Bestnote. Vielleicht lässt sich die studierte Psychologin ja davon überzeugen, für ein weiteres Jahr auf die Sonne Kaliforniens zu verzichten.

Autor:  Christian Heinrich   Münchner Merkur  18.03.2021

Zur „zweiten“ Meisterschaft kann man gut gelaunt anstoßen. Schlagkräftiges US-Duo: Jacyn Reeves (l.) glänzte in dieser Saison insbesondere als Arbeitstier, Justine Reyes war als Torjägerin nicht zu überbieten.

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