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Auf der Straße in den Heiligen Abend

von ESC-Planegg

Teams der Fraueneishockey-Bundesliga müssen am 23. quer durch das Land

Die Vorhersagen der Verkehrsplaner für das vierte Adventswochenende lassen nichts Gutes erwarten. Alle Welt wird am Samstag und Sonntag auf den Straßen unterwegs sein, um rechtzeitig zum Heiligabend nach Hause zu kommen. „Die Prognosen sind schlecht“, sagt Matthias Fritsche und stöhnt. Normalerweise könnte dem Trainer des ESC Planegg egal sein, was sich kurz vor Weihnachten auf den Autobahnen abspielt. Die Spielleitung der Frauen-Bundesliga hat für das kommende Wochenende jedoch einen kompletten Spieltag angesetzt. Die Pinguine müssen nach Berlin (siehe Kasten) und rechnen mit neun bis zwölf Stunden Fahrzeit, um an ihr Ziel zu gelangen.

Die Oberbayern sind jedoch nicht die einzigen, die am Ende des Jahres quer durch die gesamte Republik gehetzt werden. Die Hannover Indians müssen auf den Kriegspfad nach Ingolstadt, die Düsseldorfer EG darf nach Mannheim reisen, und die Bergkamener Bären müssen sich nach Memmingen durchschlagen. Weihnachtsfreude kommt da nur bedingt auf, jedenfalls bei Andreas Hahn. „Es gibt Schöneres, als am 23. Dezember 700 Kilometer von zu Hause entfernt zu spielen“, sagt der Sportliche Leiter Bergkamens fest. Aufregen möchte sich Hahn wegen der Zumutung nicht. „Wir kennen den Spielplan seit August“, meint er. Allen acht Vereinen der Bundesliga war bekannt, was sie am vierten Advent erwartet. Änderungswünsche wurden jedoch von niemandem vorgebracht.

„Das Leben ist manchmal schwer“, sagt Marion Herrmann. Manche Dinge ließen sich nicht korrigieren. Die Spielleiterin versichert, „dass wir bemüht waren, es für alle so gut wie möglich zu gestalten“. Trotzdem ließ es sich nicht vermeiden, die vier Paarungen so zusammenzustellen, dass vier Vereine ausgerechnet ein diametral total entgegengesetztes geografisches Ziel ansteuern müssen. Dass einige Spielerinnen wohl erst in der Nacht zum 24. Dezember wieder nach Hause kommen, bedeutet für Herrmann keine Tragödie. „Der Heilige Abend ist ein Arbeitstag“, stellt sie klar. Allerdings gibt es in der Eishockey-Bundesliga keine Profis.

Auf Herrmanns Erklärungen möchte Klaus Wüst nicht viel geben. Für den Vorsitzenden des ESC ist nicht der komplette Spieltag am vierten Advent das Problem, sondern die Einführung der Meisterschaftsrunde für diese Saison. „Wenn wir keine Play-offs spielen würden, wäre genügend Platz“, kritisiert Wüst. Der Deutsche Eishockey-Bund habe sich selbst und vor allem erst die Vereine in diese Notlage manövriert. Um den Terminplan abzuarbeiten, wurden sowohl der Deutsche Pokal als auch das traditionelle Turnier der Nationalmannschaft an Dreikönig ersatzlos gestrichen.

Am meisten ärgert Wüst jedoch, dass der DEB im August bei der Ligatagung der acht Bundesligisten in Kassel die Austragung der Play-offs einfach verfügte, ohne die Vereine dazu zu hören. „Wir sind nicht gefragt worden, das wurde so bestimmt“, sagt Wüst. Allerdings stellt sich die Frage, warum sich die Klubs gegen diese Anordnung nicht wehrten. Schließlich garantieren sie mit ihren Teams überhaupt erst einen Spielbetrieb und besitzen damit eine veritable Machtposition. „Das Hauptproblem ist, dass die Vereine zu wenig miteinander kommunizieren“, erklärt Fritsche. Deshalb werden er und seine Kollegen am Wochenende mehr Zeit als nötig auf den Straßen verbringen. Es gibt angenehmere Arten, in die Weihnachtszeit zu starten.

Autor:  Christian Heinrich   Münchner Merkur  21.12.2018-1

Drunter und drüber wird es an diesem Wochenende nicht nur vor dem Tor des ESC Planegg zugehen, sondern auch auf den deutschen Straßen. Die Pinguine kalkulieren mit bis zu zwölf Stunden Fahrzeit für ihren Trip nach Berlin. A-Foto: hch

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